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Der Mann, das unbekannte Wesen

Kommt Ihnen der Titel der Geschichte bekannt vor? Anfang der 60ziger Jahre klärte Oswald Kolle die Menschen in einer Serie in der Illustrierten „Neue Revue“ und in populären Filmen auf. Thema war die neue Moralvorstellung über Liebe und Ehe. Ein halbes Jahrhundert später sind die männlichen Verhaltensweisen für viele Frauen manchmal immer noch schwer verständlich – vom Sex bis zum Staubsaugen. Erwarten Frauen zu viel von einem Mann oder sind unsere Ansprüche an eine Beziehung in einer Zeit der Gleichberechtigung gerechtfertigt?

Wir schlendern durch den Sommer. Da steht er vor uns, ein Sonnyboy mit einem Schlafzimmerblick, verwegener Frisur, Sex-Appeal und sympathisch. Der Traummann. Wenn er jetzt noch Empathie hat, herzlich, einfühlsam, leidenschaftlich, spannend, humorvoll, intelligent, ordentlich, romantisch, weltgewandt, kinderlieb und erfolgreich ist, dann ist er DER Adonis. Die Hormone tanzen im Dreivierteltakt, weil die geheimsten Wünsche erfüllt werden.

Schnitt! Ja, er wäre der ideale Typ. Aber bringt er auch den Müll raus, kann er den Haushalt schmeißen, waschen, putzen, kochen, bügeln, Tütenschleppen, samstags zu IKEA fahren, gefühlvoll Lieben und die ewige Treue schwören? Es gibt viele gute Männer, die aber ganz schnell die Biege machen, wenn die Erwartungen der Frauen so realistisch sind, als würde morgen ein Eskimo in der Sahara auftauchen. Wer so ein Gesamtpaket sucht, scheitert an den vielen unerfüllbaren Anforderungen. Zu hohe Erwartungen enden in Enttäuschung und Frust, weil das Idealbild vom Prachtexemplar nur in der Fantasie existiert und bestimmt nicht erfüllt wird. Sind Sie denn auch eine Super-Venus?

Männer sind nicht alle gleich

Was ist denn der eigentliche Wunsch? Wir suchen als Basis einen eigenständigen Partner, der unsere Bedürfnisse (auch die erotischen) im Blick hat, einen Mann, der es mit Rosen nicht übertreibt, aber ganz bestimmt an den Kennenlerntag denkt. Es sollte schon ein beziehungsfähiger und selbstständiger Typ sein, den wir nicht mehr erziehen und finanziell unterstützen müssen und der es sich leisten kann, uns mit kleinen Aufmerksamkeiten oder einem romantischen Abendessen zu überraschen. Wir suchen also einen Herrn der Schöpfung auf Augenhöhe, wo wir uns - ganz „Mädchen“ -auch fallen lassen können. Mehr nicht!

Männer sind nicht alle gleich. Eine Frau sollte sich auch mit dem Seelenleben des Mannes beschäftigen und darf nicht verlangen, dass er seine Bedürfnisse für die Beziehung aufgibt und nur Zeit für die „Prinzessin“ hat. Sie sollte ihn ernst nehmen und nicht ständig herummäkeln. Verboten ist es, den Liebsten mit Liebes-Terror zu erdrücken und zu versuchen, ihn zu ändern. In einer emanzipierten Gesellschaft suchen sich vielseitige, spannende und nicht angepasste Männer die Frauen aus, die sich auch ihren eigenen Hobbys widmen, selbstbewusst im Leben und Beruf sind und Freundschaften pflegen. Denn die gute Freundin ist ein Leben lang für einen da, der Mann vielleicht nicht.

Geduld ist ein Schlüssel zur Männerseele

Emanzipierte Frauen wissen, dass eine Beziehung heutzutage auf Vertrauen, Freiheit und einen gewissen Freiraum aufgebaut ist, damit sich beide Partner weiterhin entfalten können. Diesen persönlichen Raum braucht jeder. Glückliche Paare nehmen sich konkrete Auszeiten vom Alltag, feiern gemeinsame Erlebnisse, schaffen sich intensive, romantische Momente. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wächst.

Es ist aber gar nicht so schwierig, den Mr. Right zu finden, der es mit einer dynamischen Frau aufnimmt. Denn Männer sind oft selbstbewusster, offener und unabhängiger geworden. Er denkt mit, hilft mit und ist der starke Fels an der Seite einer glücklichen Frau, wenn sie ihn als gleichberechtigten Partner akzeptiert.

Trotz einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft haben viele Männer nicht gelernt, Schwächen zu zeigen. Eine Frau, die die harte Schale sanft knackt, bringt ein Männer-Herz zum Schmelzen. Sie brauchen, wie so oft im Leben, nur etwas Geduld. Es ist doch auch spannend, die Männerseele, den männlichen Gefühlshaushalt zu erforschen und das Kleid von der Alpha-Frau mal abzulegen. „Lassen Sie ihn doch einfach sein, wie er ist“, denn Männer benötigen manchmal eine kleine Starthilfe.