Weiblich, ledig, 30 – na und?
"Willkommen im Zeitalter der Schuldlosigkeit. Niemand frühstückt mehr bei Tiffany's oder glaubt noch an die große Liebe seines Lebens. Stattdessen frühstücken wir um sieben Uhr früh und versuchen, unsere Affären so schnell wie möglich wieder zu vergessen." Mit diesen Sätzen startet Kult-Serie "Sex and the City" am 6. Juni 1998. Und was hat sich zwei Jahrzehnte später für Frauen ab 30 geändert?
Frauen binden sich spät, weil oft der ideale Mann fehlt. Die Vorstellung: „Ich will doch nur einen attraktiven Typen, den ich nicht mehr erziehen und aushalten muss, der selbstständig und einfühlsam ist und Freiräume akzeptiert, sich seiner männlichen Rolle sicher ist und seine inneren Werte kennt, aber auch mit einer großen Portion Humor, Intelligenz, Respekt, Emotionalität, Selbstironie, Aufmerksamkeit, Verrücktheit und Ehrlichkeit gesegnet ist. Dann sehe ich auch über die vielen kleinen Macken hinweg“. Das Ergebnis: Was vom Traummann bleibt, ist vielleicht ein Mann, der bleibt.
Mit 30 tickt die Welt ein kleines bisschen anders. Viele Single-Frauen haben einen gut gefüllten Terminkalender, sind straff organisiert, glücklich im Job, haben ein recht erfülltes Leben und viele Freunde. Sie sind Powerfrauen und befinden sich in der Rushhour des Lebens. Bekanntschaften gibt es viele, doch der Partner auf Augenhöhe ist nicht dabei. Vor lauter Frust vergleichen sie sich mit Freundinnen oder fragen schon mal bei Siri und Alexa: Warum habe ich viele Freundinnen und keinen Mann? Beides ist nicht gut. Die digitale Antwort könnte lauten: „Du bist zu perfekt“. Denn die geballte Ladung Perfektion vieler Frauen ab 30 schlägt Männer in die Flucht. Frauen werden zu Opfern ihrer eigenen Erwartungshaltung und reduzieren ihre Ansprüche. Der Wertekatalog landet im Papiercontainer. Hauptsache, der Seele tut es gut. Ist das die große Liebe?
Frauen ab 30 haben – scheinbar wie vom Blitz getroffen – ein verändertes Denkmuster, das je nach Typ unterschiedlich ausgeprägt ist. Im Fokus steht die Suche nach dem Herzprinzen mit rationalen Vorzügen. Versuchsweise ausprobieren ist out. Plötzlich ist die Leichtigkeit verschwunden, ein kühler Pragmatismus hält Einzug. Mit manchen Frauen geht in dieser Phase eine bemerkenswerte Wandlung vor sich. Sie sind auf dem Weg, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und zu festigen und suchen die passende Memory-Karte. Das ist ein Teil der Wandlung. Die inneren Werte verdrängen dabei oft das Äußere. Statt Ashton Kutcher oder Orlando Bloom wird es eher der Typ Danny DeVito.
Frauen ab 30 ordnen das Leben neu, machen sich frei von Illusionen, von falschen Vorstellungen und verabschieden sich auch von einigen Erwartungen in der Liebe. Sie gehen dabei gestärkt als Persönlichkeit hervor und wissen, wer sie sind. Es ist ja nicht verboten, wesentlich gezielter die Augen offen zu halten, ohne komplett die Wunschvorstellung zu verdrängen. Natürlich sind manche Stunden zu zweit schöner, doch es gibt nicht den „Mr Right“, sondern immer nur ein Exemplar, das in die eigene Lebenswelt passt. Gelassenheit ist Trumpf, bevor Sie sich wieder den falschen angeln. Für Singles ist die Welt doch ein großes Schlemmerbuffet. Und manchmal hat Frau auch genug von der großen Liebe, dann lieber große Liebhaber.
Frauen ab 30 entdecken, was wirklich zählt. Die berühmten Weichen werden ein ganzes Leben lang gestellt. Es beginnt eine Lust auf Veränderung. Das Finden eines Partners auf Augenhöhe ist allerdings keine Grundvoraussetzung für ein wirklich glückliches Leben. Für viele ist der 30. Geburtstag eine Schallmauer, kein Switch auf ernsthaft melancholisch. Es besteht kein Grund zur Panik. Nichts ist vorbei. Moderne Frauen haben zahlreiche Möglichkeiten und Chancen. Das Leben wird nur ein bisschen pragmatischer und noch viel interessanter. Das eigene Glück hängt aber nicht vom Beziehungsstatus ab. Zum Glück nicht!